Geboren 1988, UK, lebt und arbeitet in Deutschland.
Er erlangte 2010 einen BA (Hons) in Grafikdesign: Illustration an der Liverpool John Moores Art and Design Academy, UK, und 2018 einen MFA in Public Art and New Artistic Strategies an der Bauhaus-Universität Weimar, Deutschland. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Künstlerstipendiumspreis der Stiftung Kunstfonds, Deutschland, 2022, das Nietzsche-Stipendium der Klassik Stiftung Weimar, 2022, sowie der Bauhaus Essentials 8 Artist Award, 2017. Seine Schriften wurden unter anderem in ArtReview und The Double Negative veröffentlicht (2023). Seine Werke sind Teil der Dauerausstellung der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald (2017) und wurden für Projekte wie Kunstfest Weimar (2018) und ACC Galerie Weimar (2019) beauftragt. Seit 2019 lehrt Lloyd theoretische Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und ist seit 2021 Gastdozent an der Fontys University of Applied Sciences in Tilburg. Kürzlich war er als Kunstberater für die europäische Initiative Future.Repair.Machine in Eindhoven (Niederlande) und Graz (Österreich) 2024 tätig.
artist statement
Auf einer philosophischen Reise suspendiert Matthew Lloyd den Künstler als unpersönliches Subjekt. Seine Beziehungen zu Verbot, Unkörperlichkeit und (Nicht-)Sein werden zu mise-en-scènes einer seltsamen Komödie, eleganter Isolationen und ambivalenter Zwischenspiele. Dies wird zu einer Allegorie einer Realität, die sich von sich selbst entfernt hat: Ein Performer ohne Publikum, eine leere Figur in einem Stück, das die Welt aus der Fassung bringt. Lloyd untersucht die Entsubjektivierung des Künstlers, indem er die ethischen Maßstäbe der Ästhetik – insbesondere der filmischen Ästhetik – hinterfragt. Durch eine perverse philosophische und psychoanalytische Perspektive bringt er gesellschaftspolitische Themen auf die Bühne. Dabei werden die Plage der Sprache, die Gewalt der Verneinung und die Politik der Stimme wie flüchtige Tatorte dokumentiert. Diese Untersuchungen zielen darauf ab, die Realität zu entleeren und die künstlerische Subjektivität, Autonomie und Disposition zu hinterfragen.
Film You Cannot Hear I? {Buchenwald Forest} (2017, 2:32 Min, Loop)
Gefilmt im berüchtigten Buchenwald-Wald, knapp außerhalb der inneren Absperrung des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, beschäftigt sich diese nahezu stumme Arbeit mit der Konfrontation mit der traumatischen Stimme – einem Zeugnis des Unvorstellbaren. Wahrheit wird paradoxerweise nicht durch faktische Beschreibungen vermittelt, sondern muss zensiert, verboten und „im Hals stecken bleiben“, um gesellschaftlich akzeptabel zu werden – insbesondere wenn es um die Artikulation von sublimem Schrecken geht.
Wenn das Reale zu real wird, um realisiert zu werden, versagt die direkte Stimme. Sie muss durch eine Performance ihrer selbst gehen, sich von ihrer Authentizität entfernen und in Richtung einer Verschleierung oder sogar Fiktionalisierung des Ereignisses entwickeln. Nur wenn die Stimme nicht sprechen kann – wenn sie durch Risse, Geräusche oder andere Unregelmäßigkeiten gebrochen wird – wird die Wahrheit in dieser „Stimm-Performance“ eingeschrieben. So wird jeder Verdacht auf Glaubwürdigkeit aufgehoben und zugleich die tiefen Risse, die aus barbarischen Zeiten stammen, weiter geöffnet.
Dieses Werk ist Teil der Dauerausstellung der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.